Das Leaky Gut Syndrom

Das Leaky Gut Syndrom vereinfacht dargestellt

Das Leaky Gut Syndrom (LGS), zu deutsch undichter oder durchlässiger Darm, gilt als eine der gravierendsten Mitursachen zahlreicher chronischer Krankheiten, Allergien sowie Autoimmunerkrankungen. Dennoch weisen Ärzte selten auf das Syndrom hin oder bringen Symptome damit in Verbindung. Dabei wird es mindestens seit den 1980er Jahren erforscht. 

Was ist das Leaky Gut Syndrom?

Das Leaky Gut Syndrom betrifft insbesondere den Dünndarm. Doch was bedeutet es, wenn der Dünndarm "undicht" ist? Undicht bedeutet in diesem Fall, dass die Darmschleimhaut, die eine Barriere zwischen dem Darminhalt und dem Blutkreislauf darstellt (deswegen auch Darmbarriere genannt), plötzlich Lücken aufweist. Im Normalfall lässt die Darmbarriere nur Wasser und Nährstoffe in den Blutkreislauf. Im Fall des LGS gelangen durch die entstandenen Lücken auch Giftstoffe, Pilze, Pilztoxine und unvollständig verdaute Partikel in den Blutkreislauf, die sonst im Stuhl ausgeschieden werden.
Wenn diese Substanzen ins Blut gelangen, schlägt das Immunsystem Alarm. Um die Eindringlinge zu vernichten, kommt es zu Immunreaktionen. Das bedeutet, dass Entzündungsstoffe ausgeschüttet werden und der Organismus gleichzeitig Antikörper gegen die Fremdstoffe bildet. In vielen Fällen kann das auch den Beginn von Allergien bedeuten. Der Grund dafür ist, dass die Struktur der Fremdstoffe manchmal dem Körpereigenen Gewebe ähnelt. Dadurch kann es zu Verwechslungen kommen und das Immunsystem anfängt auch Körpereigene Zellen anzugreifen, was eine Autoimmunerkrankung darstellt. 
Die Symptome des Leaky Gut Syndroms sind vielfältig und weisen nicht zwingend auf den Darm als Problemherd hin. Zu den Symptomen gehören:

  • Chronische Gelenkschmerzen
  • Chronische Muskelschmerzen
  • Konzentrationsstörungen 
  • Blähungen
  • Migräne
  • Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
  • Nervosität
  • Akne
  • Ekzeme
  • Schwaches Immunsystem
  • Wiederkehrende Blasen- und Vaginalinfekte
  • Chronische Müdigkeit
  • Unverträglichkeit verschiedener Lebensmittel
  • Reizdarmbeschwerden

Weil die Symptome häufig nicht mit einem kranken Darm in Verbindung gebraucht werden, kommen Betroffen auch häufig nicht auf die Idee, etwas für ihre Darmgesundheit zu tun. Im Laufe der Jahre können sich daraus allerdings ernsthafte Beschwerden (bspw. chronische entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa, Asthma, Allergien, Autoimmunerkrankungen) entwickeln. 
Das Leaky Gut Syndrom ist heilbar. Durch die Behandlung des undichten Darms können sich auch die Krankheitsverläufe des Autoimmunerkrankungen sowie der chronischen Krankheiten deutlich bessern, sobald sich der Darm regeneriert hat. 

Wie kommt es zum Leaky Gut Syndrom?

Das Leaky Gut Syndrom kann als Folge unseres modernen Lebensstils entstehen, da dieser nachweislich die natürliche Darmbarriere schädigen kann. Damit sind Einflüsse wie eine ungesunde Ernährung, Genussgifte und Medikamente gemeint, die sich auf die Darmbarriere auswirken können.
Um zu verstehen wie es durch diese Faktoren zu einem Leaky Gut Syndrom kommen kann, ist es zunächst wichtig zu verstehen, wie die Darmbarriere aufgebaut ist.
Die Darmbarriere ist wie eine Art Schutzwall. Sie besteht aus mindestens drei verschiedenen Schichten:

1. Die Schleimschicht

Die Schleimschicht (Mucosa-Schleim oder Mucus) befindet sich ganz Außen und besteht aus einem besonderen Gel. Schadstoffe perlen an ihr ab und können so gar nicht erst in tiefere Schichten der Darmschleimhaut gelangen. Mithilfe des Mucosa-Schleims wird auch der Antikörper sIgA (sektorische Immunglobulin A) in das Darminnere abgegeben, der in spezifischen Zellen unter der Darmschleimhaut gebildet wird. Das sIgA gehört als Antikörper zum Immunsystem. Es bindet sämtliche Schad- und Giftstoffe die es erwischt im Darminneren und sorgt dafür, dass sie mit dem Stuhl ausgeschieden werden. So entlastet es die Darmschleimhaut.
Für den Darm bedeutet es, dass je besser er mit sIgA versorgt ist, desto stärker ist das Immunsystem und umso besser ist die Darmschleimhaut geschützt.

2. Die Darmflora
Die Darmflora besteht aus sehr vielen Bakterien, die zum Beispiel dafür sorgen, dass die Schleimhaut immer wieder neu aufgebaut wird. Außerdem trainieren sie das Immunsystem und produzieren Nährstoffe für die Darmschleimhautzellen. Die Darmflora hat zudem die Aufgabe schädliche Bakterien und Pilze zu verdrängen, welche ansonsten die Schleimhaut angreifen würden.

3. Die Darmschleimhaut (Tunica Mucosa)
Unter der Schleimschicht liegt die Darmschleimhaut. Sie besteht aus Schleimhautzellen, die über Tight Junctions, also über bänderförmige Proteine, welche die Zellen zusammenhalten, verbunden sind. Durch die Verbindung verhindern sie, dass Schadstoffe durchkommen können.

Zum Leaky Gut Syndrom kommt es, wenn diese Schutzsysteme beschädigt werden. Das kann wie folgt aussehen: 

  • Die Schleimschicht wird dünner 
  • Die Menge des sIgA wird reduziert, da durch die dünnere Schleimschicht weniger sIgA in den Darm gelangen
  • Die Darmflora ist gestört
  • Die Tight Junctions funktionieren nicht mehr richtig, sodass sich Lücken zwischen den Darmschleimhautzellen entstehen

Kommt es zu diesen Störungen, wird der Darm undicht bzw. durchlässig. So kann es zu Entzündungen kommen, welche die Durchlässigkeit weiter erhöhen. Dadurch können mehr Giftstoffe in den Körper gelangen und damit wiederum die Entzündung verschlimmern. Es kommt zu einem Teufelskreis.

Das Leaky Gut Syndrom entsteht somit durch Einflüsse, welche: 

  • Die Schleimschicht zerstören
  • Das slgA reduzieren
  • Die Darmflora schädigen
  • Die Darmschleimhaut angreifen


Zu diesen Einflüssen gehören:

  • Eine falsche, ungesunde Ernährung
  • Alkoholkonsum (vor allem der regelmäßige Alkoholkonsum)
  • Medikamente (vor allem Antibiotika können die Darmschleimhaut schädigen und die Darmflora angreifen)
  • Candida (ein Hefepilz der sich durch Antibiotikatherapien oder auch übermäßigen Verzehr von isolierten Kolenhydraten, wie Zucker und Weißmehl vermehren kann und die Darmflora verdrängt)
  • Stress
  • Vitalstoffmängel
  • Eine Infektion des Verdauungsapparates
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Wie wird das Leaky Gut Syndrom Diagnostiziert?

Es gibt mehrere Möglichkeiten das Leaky Gut Syndrom zu diagnostizieren. Zum einen gibt es den Lactulose-Mannitol-Test im Urin. Dabei trinkt der Patient eine Lösung, die den Zweifachzucker Lactulose und den Zuckeralkohol Mannitol enthält. Der Patient sammelt dann über mehrere Stunden den Urin und gibt eine Probe davon ab. Der Urin wird dann nach einer bestimmten Zeit wird der Urin nach diesen Bestandteilen untersucht. Kommen die beiden Stoffe in einer unüblichen Menge vor, weist das auf das Leaky Gut Syndrom hin.
Auch ein Zonulin-Test im Blutserum kann hinweise für das Leaky Gut Syndrom liefern. Zenulin ist ein Protein, welches die Tight Junctions in der Darmschleimhaut öffnen kann und dadurch die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut verstärkt. Je mehr Zonulin im Blut gemessen wird, desto wahrscheinlicher ist ein Leaky Gut Syndrom.
Weiterhin kann auf das sIgA im Stuhl getestet werden. Ein niedriger sIgA-Wert kann ein Hinweis auf eine verstärkte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut und somit auf das Leaky Gut Syndrom sein. 

Leaky Gut Syndrom - Was Sie dagegen tun können

Sollte bei Ihnen das Leaky Gut Syndrom festgestellt werden, gibt es einige naturheilkundliche Maßnahmen, die Sie ergreifen können.
Zunächst ist der Schutz der Schleimschicht wichtig. Dazu sollten Sie Lebensmittel und Getränke vermeiden, die die Schleimschicht und die Darmflora schädigen könnten. Da es einige Zeit dauern kann, bis sich eine gesunde Schleimschicht bildet, ist es sinnvoll übergangsweise für einen natürlichen Ersatz zu sorgen. Das funktioniert mit schleimhaltigen oder schleimbildenden Lebensmitteln wie etwa Flohsamen, Leinsamen (am besten geschrotet) und Chiasamen. Dazu sollten die Samen über Nacht in Wasser eingelegt werden und am Morgen gesiebt sowie anschließend aufgekocht werden. Den Schleim sollten Sie dann über den Tag verteilt, lauwarm trinken. Auch ein kalter Ansatz aus Eibischwurzeltee wirkt schützend und regenerierend für die Schleimhaut. Ähnliches gilt für Süßholzwurzeltee. Er schützt die Schleimschicht, hilft bei der Normalisierung der Schleimzusammensetzung  und fördert die Schleimproduktion der Schleimhäute.
Der Aufbau einer gesunden Darmflora ist ebenso wichtig für die Heilung des Leaky Gut Syndroms. Dabei können Probiotika und probiotische Lebensmittel wie etwa rohes Sauerkraut und Kimchi oder andere fermentierte Lebensmittel und alkoholfreie Getränke helfen. Probiotische Darmbakterien können Darmschleimhautzellen zu einer vermehrten Bildung von Tight Junctions anregen. Dafür sollten die Probiotika etwa ein bis drei Monate eingenommen werden. Präbiotika, die anders als Probiotika, keine Bakterien sind, sondern Stoffe, die den Probiotika als Nahrung dienen, können die Heilung zusätzlich unterstützen. Falls eine Candida-Infektion besteht, sollte diese ebenfalls eliminiert werden.
Weiterhin ist die Regeneration der Darmschleimhaut sehr wichtig für die Heilung der Leaky Gut Syndroms. Unter anderem schützen und heilen grüne Säfte und grüne Smoothies die Darmschleimhaut. Auch Gerstengras und Gerstengraspulver sowie Weizengras und andere Grassorten helfen bei der Heilung. Zudem können Bitterstoffe die Darmschleimhaut schützen, indem sie die Magensäure regulieren. Ebenso sind Vitalstoffe für die Regeneration der Darmschleimhaut wichtig. Dazu gehören Vitamine und Omega 3 Fettsäuren, Magnesium, Eisen und Folsäure. Da bietet es sich an, einen passenden Ernährungsplan zu erarbeiten.
Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist die Hemmung der Entzündung. Das gelingt beispielsweise mithilfe von Antioxidantien und durch die Erhöhung des Glutathionsspiegels. 

Sie haben noch Fragen? Gerne berate ich Sie in meiner Praxis weiter zu dem Thema.