Reizdarm
Der Reizdarm oder auch das Reizdarm-Syndrom (Reizkolon oder colon Irritabile) gehört zu den psychosomatisch bedingten Darmerkrankungen. Dabei ist lediglich die Funktion des Darms gestört und nicht der Darm als Organ geschädigt. Häufig bezeichnet die Reizdarm-Diagnose eine Reihe von Symptomen, für die der Arzt keine andere Diagnose findet und sie daher auf einen psychischen Ursprung zurückführt. Interessanterweise leiden die meisten Menschen mit einer Reizdarm-Diagnose in Wirklichkeit gar nicht an dem Reizdarm-Syndrom. Der Grund ist, dass einige Ursachen für Reizdarm-Symptome nicht mit den üblichen Diagnoseverfahren entdeckt werden können.
Wie kommt es zur Reizdarm Fehldiagnose?
Treten Symptome auf, die mit dem Darm in Verbindung gebracht werden, führen Ärzte zahlreiche Untersuchungen durch. dazu gehören meistens Magen- und Darmspiegelungen, Ultraschalluntersuchungen und die Analyse des Blutes. Bleiben diese Untersuchungen ohne Befund, obwohl die Symptome weiterhin vorhanden sind wird ein Reizdarm diagnostiziert. Patienten bleiben nach einer solchen Diagnose allerdings oft Ratlos zurück da für die Symptome keine wirkliche Ursache gefunden wird.
Welche Symptome treten beim Reizdarm auf?
Das Reizdarm-Syndrom kann sich durch eine Reihe von Symptomen zeigen. Zu den Symptomen gehören:
- wiederkehrende Blähungen (mit oder auch ohne Blähbauch)
- Verstopfungen
- Durchfall (mit plötzlich auftretendem und kaum zurückhaltbarem Stuhldrang)
- Bauchkrämpfe, die jedoch nach dem Stuhlgang vorübergehend besser werden
- Nachts treten meistens keine Symptome oder Beschwerden auf
- Sodbrennen und Übelkeit
Dabei wird im allgemeinen zwischen drei unterschiedlichen Reizdarmtypen unterschieden:
- dem Durchfall-Reizdarm
- dem Verstopfungs-Reizdarm
- einem zwischen Verstopfung und Durchfall wechselnden Reizdarm
Falsche Reizdarm-Diagnosen
Bei vielen Menschen mit einer Reizdarm-Diagnose liegt in Wirklichkeit gar kein Reizdarm-Syndrom vor, sondern eines der folgenden, therapierbaren Probleme vor:
- Bauchspeicheldrüsenschwäche oder Gallenfunktionsstörung (dabei treten Symptome besonders nach fettigem Essen auf. Kann mittels einer Stuhlprobe nachgewiesen werden)
- Nahrungsmittelintoleranz (Patienten leiden dabei an einer oder gleich mehreren Nahrungsmittelunverträglichkeiten und die Symptome treten meistens nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel auf). Beispiele sind: Fructoseintoleranz, Lactoseintoleranz, Histaminintoleranz, Zöliakie oder Glutenintoleranz
- Allergien und vor allem Nahrungsmittelallergien
- Unverträglichkeit von Medikamenten
- Mastzellaktivierungssyndrom
- Vitaminmangel (vor allem Mangel von Vitamin B12 und Vitamin D)
Ursachen für das Reizdarm-Syndrom
Für das echte Reizdarm-Syndrom kann es einige verschiedene Ursachen geben. Etwa ein Viertel aller diagnostizierten Reizdarm-Syndrom ist als Folge einer Antibiotika-Therapie entstanden. Dabei wurden die Antibiotika gegen entzündliche Magen-Darm-Probleme eingenommen. Auch eine gestörte Darmflora kann zu einem Reizdarm führen, ebenso wie in manchen Fällen Schäden an der Darmschleimhaut. Das Reizdarm-Syndrom lässt sich aber auch auf Traumata in der Kindheit (wie etwa Missbrauch) zurückführen. Es besteht also ein Zusammenhang zu seelischen Leiden und Belastungen. Aus diesem Grund kann ein Reizdarm auch als Folge von andauerndem Stress entstehen. Somit besteht ein direkter Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und Darmleiden.
Was hilft beim Reizdarm-Syndrom?
Bei einer Reizdarm-Diagnose gibt es einiges, was Sie gegen die Beschwerden tun können. Zunächst kann eine Darmreinigung sinnvoll sein, da sie dabei helfen kann, eine gesunde Darmflora aufzubauen und die Darmschleimhaut zu regenerieren. Die Darmreinigung besteht dabei im Wesentlichen aus drei Komponenten: Bentonit oder Zeolith (das sind Mineralerden, die dabei helfen, Toxine und Darmgase zu binden), Flohsamenschalen (die in Verbindung mit der Mineralerde für eine Stuhlreinigung sorgen) und ein Probiotikum (was zur gesunden Darmflora beiträgt). Mit der Darmreinigung werden auch die Schleimhautzotten gereinigt. Zudem hilft sie dabei, die Darmschleimhaut zu beruhigen und begünstigt die Ansiedlung hilfreicher Darmbakterien aus dem Probiotikum. Dabei sollte zunächst mit einer geringen Dosierung begonnen werden, um die Verträglichkeit zu testen.
Weiterhin können besondere Ballaststoffe etwa in Form von Ballaststoffpräparaten (bspw. aus der Guarbohne, die sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall helfen kann) bei der Behandlung eines Reizdarms helfen. Ballaststoffpräparate fördern auch eine gesunde Verdauung, unter anderem indem sie präbiotisch wirken, also die Darmflora fördern, aber auch den PH-Wert im Dickdarm reduzieren.
Um Blähungen, die bei einem Reizdarm häufig vorkommen, zu reduzieren, können Leinsamen helfen. Dabei ist es wichtig, zusätzlich viel Wasser zu trinken. Die Neigung zu Bauchkrämpfen kann Magnesium reduzieren. Das wird allerdings eher bei Verstopfungen empfohlen, da durch Magnesium der Stuhl eher dünner wird.
Da das Reizdarm-Syndrom häufig einen psychosomatischen Ursprung hat, können auch eine Psychotherapie sowie ein besseres Stressmanagement und Entspannung sinnvoll sein. Beruhigende Kräuterpräparate aus Hopfen, Baldrian, Melisse, Passionsblume und Pfefferminze sind dabei auch hilfreich. Auch Pfefferminztee und -Öl, Kurkuma(tee), Ingwertee, Fencheltee und Kamillentee helfen bei einem Reizdarm, da sie beruhigend auf den Magen und Darm wirken.
Wer an einem Reizdarm leidet, sollte zudem möglichst auf Zucker und Glutamat verzichten.
Sollten bei Ihnen Symptome eines Reizdarms auftreten, berate ich Sie gerne auch in meiner Praxis.